3. Kranke besuchen
Einem, der Durst hat, ein Glas Wasser reichen: dieses Motiv wird noch einmal aufgegriffen im folgenden Bild: Links oben pflegt eine Ordensschwester einen Kranken. Das Werk der Barmherzigkeit heisst eigentlich:
Kranke besuchen! Doch Pflegen und Besuchen sind wohl miteinander zu sehen: Menschen, die zur Zeit Jesu einen Kranken besuchten, taten das Möglichst, um ihn zu pflegen.
Mit Absicht hat Sieger Köder hier die christliche Diakonie, das spezifische Charisma der Hinwendung zum leidenden Nächsten und der Pflege der Kranken bildlich zur Sprache gebracht. In der Gestalt dieser Ordensschwester, die dieses Werk der Barmherzigkeit zu ihrem Lebensinhalt gemacht hat. In jeder Hinsicht will sie dem Kranken beistehen, auch geistlich. Was sie tut, was sie mit ihren geübten Händen leistet, ist Ausdruck von Spiritualität. Denken wir an die vielen Schwestern, die einst in der Schweiz, und nun umso mehr weltweit Spitäler führen. Unzählige „barmherzige Schwestern“ haben im Lauf der Kirchengeschichte Kranke gepflegt, sind Obdachlosen zu Hilfe gekommen, haben sie mit Hilfe und Pflege versehen. Ist das nicht ein gewaltiger Trost: So viel Hässliches an der Kirche wird durch derart viel Gutes unversehens „aufgewogen“?
Angesichts des Sterbens mancher Ordensgemeinschaften, und ebenso angesichts der Technisierung und Professionalisierung der Pflege und des ganzen sozialen Bereichs drängt sich die Frage auf, ob denn in der Kirche diese wunderbaren Charismen in Zukunft zum Erliegen kommen sollen. Welche Verarmung! Ein Irrtum, zu glauben, dass wir alles an den Sozialstaat abdelegieren können und sollen! Umso mehr berührt es, dass Sieger Köder dieses Charisma, eben im Sinn der Barmherzigkeit so unverkennbar zur Sprache bringt. Es gäbe dafür Freiräume genug. Und immer neue „Lücken“ zeigen sich. Man denke nur etwa an die Sterbehospize. Mutter Teresa ist da prophetisch vorangegangen.
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Zitiert nach Dr. Martin Kopp, ehemaliger Generalvikar. Das Dossier zum Meditationsbild (15 Seiten, mit Illustrationen) liegt im Schriftenstand der Kirche auf.
Bestellung im Sekretariat möglich: 044 722 70 80.