Gemeindeleiter und Diakon Thomas Hartmann aus der Pfarrei Oberrieden macht es vor: Ein Gottesdienst in Reim-Form, auch für unsere Gemeinde in Thalwil!
Wer sich am Fasnacht-Wochenende in unserer Pfarrei einfand, kam eventuell mit gemischten Gefühlen: Wie lassen sich Karnevalsstimmung, Gottesdienst und Kriegsausbruch in der Ukraine zusammenreimen?
Seit 20 Jahren ist Diakon Thomas ein geübter Reim-Prediger und es gelang ihm, die anspruchsvolle Synthese vorzutragen. Nach dem Eingangslied griff er die aktuelle Stimmung auf:
«Der Konflikt zwischen Russland und Ukraine ist eskaliert, läuft auf der falschen Schiene. Die Politik hat es leider doch nicht geschafft, Hass und Gier sind derzeit stärker als Friedenskraft.»
Doch auch die Selbstreflexion blieb nicht aus:
«Schauen wir in den Spiegel und betrachten unser Gesicht – nein – Augen zukneifen – das gibt es jetzt nicht.» Und weiter: «Mehr Schein als Sein, schleicht sich auch in unserem Alltag ein!»
Nach dem Evangelium ging es weiter:
«Andernorts die Narren toben, wir sind hier, um Gott zu loben!»
Vielleicht haben wir uns auch schon einmal gefragt, ob Gott Humor hat? Diese Frage beantwortete Diakon Thomas wie folgt: «Im Evangelium von Jesus Gott uns zeigt, dass er einem Scherz nicht abgeneigt. Wenn er zu uns im Gleichnis spricht, manch einer versteht es sonst ja nicht»…
Mit dem Balken im Auge sind wir alle gesegnet. Doch den Splitter beim Anderen uns viel mehr aufreget.
«Jesus vergleicht uns mit Früchten an einem Baum und er betont sanft, man hört es kaum: Jeder Baum kann eben nur die Früchte tragen, die in seinem Innersten verborgen lagen: Von Dornen erntet man keine Trauben, die Distel kann es sich nicht erlauben, was anderes als Spitze zu tragen, so ist die Natur – da hilft kein Klagen.»
Doch auch die Kirche mit ihrem Versagen muss dran glauben in diesen Tagen:
«Es gibt Opfer und Täter und Missbrauchs-Skandal, die Kirchenleitung hat nun keine Wahl, sie muss rasch handeln, klare Botschaften senden, will sie den drohenden Untergang noch abwenden.»
Im Rückblick auf ein ganzes Jahr, kam auch der Bezug auf die Bischofswahl:
«Joseph Maria kniete nieder, um uns alle um unseren Segen zu bitten – Ja, mit Demut und Bescheidenheit will er die Risse kitten». «Auch der synodale Prozess von Papst Franziskus lädt uns ein, miteinander auf Augenhöhe auf dem Weg zu sein. Aufmerksam zuhören und miteinander reden – nicht nur klagen und jammern, lauthals trompeten.»
Im Thalwiler-Predigt-Teil, kam ein Rückblick auf die Pfarrei: «Der Advent stand unter dem Motto `Vom Dunkel ins Licht`, die Schafe im Pfarrgarten waren befreit von der Maskenpflicht». Das Hilfsprojekt ONE WORLD von unserem Pfarrer Marius gibt es schon 30 Jahr, «gerade junge Menschen setzen sich hier ein als Volunteer».
«In 3-4 Tagen die Fastenzeit wieder beginnt, damit ein jeder sich ehrlich von Herzen besinnt, Energieverschwendung das diesjährige Thema heisst, manch einer da gerne wegschaut und auf andere hinweist.» – «Mutige Christinnen sind gesucht, ob ihrs glaubt oder nicht – Prophetinnen unter euch – suchen Stimme und Gesicht!»
«Meine Predigt, ja wirklich, geht hier zu Ende, es gibt zwar manches, was ich noch sagen könnte, mein Dank geht an sie alle die heute kamen, ich mache Schluss und ihr sagt … AMEN».
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Unsere Pfarrei Thalwil hat ab und zu gemeinsame Schnittpunkte mit der Pfarrei in Oberrieden. Wenn wir einander mit unseren Gaben ergänzen, können wir lebendig(er) vernetzt und glaubwürdig sein.
Danke Thomas!
Foto: Sabine Zgraggen