Der diesjährige Weltgebetstag der Frauen kam genau richtig: «Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben!»
Die Texte, Gebete und Lieder kamen in diesem Jahr aus England, Wales und Nordirland. Und obschon wir im Moment aufgewühlt sind und an den neuen schrecklichen Krieg in der Ukraine denken, lohnte es sich, einen Moment der Aufmerksamkeit auf die Herausforderungen in der englischen Welt zu richten. Die ökumenische Vorbereitungsgruppe zum Weltgebetstag präsentierte uns einen informativen Teil, in dem wir aus dem Alltagsleben der Menschen erfuhren: «Gratis» Kinderbetreuung gibt es dort z.B. für Kinder ab drei Jahren, aber auch viele alleinerziehende Mütter. 31% aller Kinder würden dort in armutsbetroffenen Familienkonstellationen aufwachsen, in der Schweiz sind es 9%. Das machte betroffen. Kulturell und kulinarisch ist die Vielfalt in England hingegen weitaus breiter, wie Menschen, die von dort zu uns in die Schweiz zügelten, feststellen mussten. Der Gottesdienst war aber vor allen Dingen von tiefen Momenten des Gebetes, des Schweigens und berührender keltischer Harfenmusik – Vittoria Buzzi – geprägt. Auch sang das ökumenische «Gebetstags-Chörli» mit den rund 60 Gottesdienst-Besuchenden zusammen melodische Lieder aus dem Rise-up, am Piano begleitet von Andreas Schönenberger.
Die Stimmung der Anwesenden brachte Elisabeth Korner treffend auf den Punkt: «Bevor wir uns über die eben zu Ende gegangenen Schutzmassnahmen in der Corona-Krise zu freuen beginnen konnten, tauchte der Krieg in der Ukraine auf. Nur miteinander können wir unsere Ängste überwinden.» In einem fiktiven Brief des Propheten Jeremia, geschrieben und vorgetragen von Julia Matucci-Gros, konnten wir den kriegerischen Situationen aus dem Alten Testament nachspüren. Die Erfahrungen, die das Volk Israel damals machen mussten, beinhalten auch für unsere Tage wichtige Hinweise. So würde der grosse Prophet Jeremia uns heute vielleicht raten: «Nehmt die Gefahren ernst, aber verkriecht euch nicht. Seid erfinderisch. Schreibt mal wieder einen Brief, nutzt die neuen Medien, geht zusammen spazieren, pflegt eure Freundschaften, ernährt euch gesund. So stärkt ihr eure Seele für schwere Momente». Und weiter spräche «Jeremia» vielleicht heute zu uns: «Die Israeliten musste ich damals vor falschen Propheten warnen. Vor Menschen, die Lüge weissagen. Solche Leute sind auch heute wieder unterwegs. Glaubt nicht gleich alles, was ihr seht und hört. Seid kritisch. Hinterfragt mit wachem Geist. Vor allem aber … vertraut auf Gott und verlasst euch darauf, dass Gott euch nicht den Krieg erklärt, sondern Gedanken des Friedens über euch hat!»
Durch die Gemeinschaft und weltweite Verbundenheit gestärkt, lud die Vorbereitungsgruppe noch zur «Tea-time» ins Foyer. Dazu gabe es Cookies, Cake und After Eight.
Anmerkung: Der Weltgebetstag der Frauen, findet jeweils am ersten Freitag im Monat März statt. Es handelt sich um die grösste ökumenische Basisbewegung von Frauen. In dieser Form gibt es den Weltgebetstag seit fast 100 Jahren, am 4. März 1927 wurde der Erste gefeiert. Ausgehend von den Frauenmissionswerken in den USA und Kanada, die sich bereits seit 1887 zu Gebetstagen organisierten, beteiligen sich heute über 120 Länder an diesem Anlass. Die Kollekte wird jeweils zugunsten vieler sozialer Projekte aufgenommen. Im Jahr 2021 kamen so 3.1 Mio Euro zusammen.
Im 2023 kommt die Liturgie zum Weltgebetstag aus Taiwan. Das Motto lautet: I have heard about your faith. Zu Deutsch: Ich habe von eurem Glauben gehört.
Fotos: Sabine Zgraggen