Von Palmsonntag bis zur Auferstehung
Die Eindrücke sind noch ganz frisch! Eben zog die Gemeinde samt Esel und Palmenzweigen feierlich «in Jerusalem» ein. Wir machten eine Prozession ums Pfarrhaus in die Kirche. Zahlreiche Kinder trugen stolz ihre geschmückten Palmbüsche. Richtig festlich gebunden unter der Anleitung von erfahrenen Gemeindemitgliedern. Ein Generationenprojekt. Die Bäume blühten rings herum, das Wetter war fast zu schön, um das «drohende Unheil», das Jesus widerfahren würde, zu erahnen. Die Lesungen stimmten uns auf die Karwoche ein.
Die Bussfeier am Dienstagabend lud zu einer Besinnung über unsere fünf Sinne ein. Diejenigen die kamen, wollten Verantwortung für Nicht-Gelungenes übernehmen und Vergebung empfangen. Gemeinsam mit Peter Amgwerd, der zusammen mit unsrem Pfarrer Marius und Diakon Felix im Anschluss für Beichte und Segen zur Verfügung standen, waren dies berührende und andächtige Momente.
Von Mittwoch bis Samstag wurde auch der Kindernkreuzweg mit eindrücklichen Bildern und Installationen rege besucht.
An Gründonnerstag war um 18 Uhr zunächst Kindergottesdienst und um 20 Uhr gingen wir in die feierliche Abendliturgie. Eindrücklich war, dass am Anfang die Glöckchen der Ministranten ein letztes Mal läuteten und dann herausgetragen wurden. Damit wurde angedeutet, dass die Ereignisse die jetzt passieren würden, sich direkt mit dem Geschehen von vor 2000 Jahren mystisch verbinden. Wir durchleben die Passion Jesu geistig mit. In diesen Stunden und Tagen bis zur Auferstehung wird es keine Eucharistiefeier geben. Viel mehr wird die EINE EUCHARISTIE vergegenwärtigt. Statt der Glöckchen kamen die Holz-Klappen. Der klopfende Holzton liess ein wenig das «Blut in den Adern gefrieren». Der dumpfe Ton erinnerte physisch an das Nageln ans Kreuz.
Pfarrer Marius führte in seiner Predigt nicht nur aus, dass «heute der Geburtstag des Abendmahls» wäre. Sondern er stellte den direkten Zusammenhang von Eucharistie UND Diakonie her. Wenn die Hingabe Gottes nicht auch dazu führt, dass WIR lieben und unseren Nächsten helfen, dann bleibt das Ganze fruchtlos.
Bevor der Kelch mit den Kommunionen – samt ewigen Licht – aus dem Tabernakel geräumt und nach nebenan in den Pfarrsaal neu aufgestellt wurde, hielt die Kolpingfamilie noch eine gute Stunde Kreuzweg Andacht. Danach schlossen sich freiwillige BeterInnen an, welche eine Nachtwache übernahmen. Bis um 8 Uhr morgens konnten wir so «eine Stunde mit Jesus wachen». In den Stunden seiner grössten Not. Diese Möglichkeit führte zu verdichteten Momenten.
Am Karsamstag, dem Tag der sogenannten «Grabesruhe», war das Pfarrteam und alle Helfenden natürlich nicht «ruhig», sondern es erfolgten die Vorbereitungen auf die kommenden Osternacht! Die Kirche wurde geschmückt, der Cäcilienchor probte, Eier wurden bemalt und gesammelt. Ein Apéro vorbereitet. Ja, es lag «etwas in der Luft».
Schön zu sehen, wie sich die Gläubigen – ob gross- oder klein – kurz vor 21 Uhr vor dem offenen Feuer der Kirche einfanden. Die JUBLA hatte das Feuer entzündet. Ministranten kamen, Lektorinnen, Sakristan – das Pfarrteam – alle im Einsatz um Zeugnis dieser ewig gültigen Ereignisse zu feiern! Die neue grosse Osterkerze wurde gebracht und wir zogen in die dunkle Kirche ein. Ein einziges Licht erhellt einen grossen Raum voller Dunkelheit. So oft wiederholt und doch so stark.
Nebst des wunderbaren Cäcilienchors erwartete uns zudem ein besonderer Leckerbissen: Franziska Zimmerli sang den Sonnengesang des Hl. Franz von Assisi in einer einmaligen Vertonung von Reinhard Müller.
Die Osternacht mit einem Lobpreis auf die ganze Schöpfung zu feiern und dadurch Gott zu loben, ist angemessen! Das anschliessende Eier-Tütschen durfte nicht fehlen.
Doch damit nicht genug. In der Sonntagsliturgie zu Ostern, wartete die „Kleine Orgelsolo-Messe“ von Josef Haydn mit dem Kammerorchester Aceras auf uns – während im Garten für die Kinder Eier versteckt wurden. Die Festpredigt hielt der Diakon und er brachte alle zum Schmunzeln. Zwei Taufen schlossen sich an.
Was für eine Freude und was für ein Segen es doch ist, in einer lebendigen Pfarrei mit leben, mitfeiern und den christlichen Glauben teilen zu dürfen! Gerade in diesen Zeiten kommt es mehr denn je auf jeden einzelnen, auf jede einzelne an.
Herzlichen Dank an alle, die zum Gelingen der Feiern beigetragen haben!