Das Pfingstfest stellt einen wichtigen Feiergrund im Kirchenjahr dar: Jesus lebte unter den Menschen, in seinem Verhalten und den überlieferten Worten der Heiligen Schrift, finden wir seither Trost und Orientierung. Doch woher kommt die Führung?
Wie oft haben wir es gehört: Jesus hat uns nicht als Waisen zurück gelassen. Als er seinen Geist am Kreuz aushauchte, blieb sein Heiliger Geist in der Welt. Erste Erfahrungen konnten die Jüngerinnen und Jünger in ihrer dunkelsten Stunde machen: Jesus lebt – der Tod hat keine Macht mehr. Dennoch blieb eine Rest-Angst: Bilden wir uns das nur ein? Sie zogen sich wieder in ihre Häuser zurück, denn sie wollten nicht wie Jesus sterben.
Doch dann passierte etwas. Etwas, das sich seit 2000 Jahren fortgesetzt hat: Wir werden von dieser heiligen Geistkraft «sanft geführt», erinnert, in Begegnungen gesendet und überrascht.
Der Reihe nach! Am Samstag 4.6., in der Tannsteinkapelle zum Abendgottesdienst, stand draussen die Feuerschale schon bereit. Was in der Osternacht begann, sollte nun von der Osterkerze her neu in die Welt hinaus getragen werden … durch uns und unser Leben.
Die Lesungen und die Predigt von unserem Pfarrer verdeutlichten den Willen der Menschen, «sich zu erheben». Der Turmbau zu Babel stand im Mittelpunkt. Sinnbildlich: Egoismus zerstört die Verständigung und Gemeinschaft. Konnten sich früher alle verstehen, so geriet die Einheit in Gefahr. Am Ende allen Strebens stand das Wirrwarr und das Unverständnis.
Pfingsten nun sei das Gegenteil! Der liebende, zärtliche Geist Gottes ist es, der uns wieder neu zu einen vermag. Trotz Vielfalt und Individualität, bleibt das Sensorium für das Ganze erhalten. Das Reich Gottes – als Gegenentwurf zu einer Welt des Grauens und Krieges – beginnt in unseren Herzen, in unseren Seelen. Aber nur, wenn wir unsere eigenen engen Gedanken überwinden und uns dem göttlichen Geist anvertrauen!
Die Choral-Schola sang dazu die Pfingstsequenz und das Salve Regina.
Auch dank der Teilnahme der Oberstufen-Kids der Gruppe LUEG, war die Kapelle voll.
Beim Auszug gab es Friedenstauben als Gebäck zum Weiterschenken. Und über dem Pfingstfeuer wurden kurz danach im besten diakonischen Sinne Würste grilliert. So blieben wir – von jung bis alt – noch länger beisammen.
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Tags drauf war der Pfingst-Treffpunkt die Pfarrei in Langnau. Der Cäcilien-Chor führte die Spazenmesse von Mozart auf. Das liturgische Trio von Pfarrer Jan, Pfarrer Marius und Diakon Felix, trat beschwingt mit vier Ministrantinnen und Ministranten und der Lektorin in Erscheinung. Mit Humor und einer berührenden Predigt, erfuhren wir ganz praxisnah, was Pfingsten heissen kann! Durch das alte wie neue Testament, ziehe sich die Spur eines «streichelnden Gottes», wie Pfarrer Marius ausführte. Dazu brachte er die Erzählung des verstorbenen Bischofs von Innsbruck, Reinhold Stecher. In einem Heim für Schwerbehinderte predigte dieser mit einfachen Worten von einem «streichelnden Gott», der uns bedingungslos liebt. Ein spastisches Kind, das von seiner Mutter kaum gebändigt werden konnte, und aus dessen Mundwinkeln der Speichel lief, presste hinterher ein Wort hervor: «Streicheln». Die Botschaft war angekommen. Es wurde spürbar, dass – wenn wir nur ein Wort zur Beschreibung dessen hätten, WIE Gott ist – es diese Sanftmut in einer zärtlichen Berührung wäre. Diese ist letztlich anziehend und führt uns zu einem versöhnten Leben.
Der Chor sang so schön, dass wirklich eine Art «Fenster zum Himmel» aufging. Eine kleine Kostprobe der herausragenden Musik kann hier verkostet werden.
Pfarrer Jan brachte es auf den Punkt, indem er freudig ankündigte: «in einem Jahr sehen wir uns an Pfingsten in der neu renovierten Thalwiler Kirche – und zwar mit demselben Chor!»
Die Gaben des Heiligen Geistes sind es, die uns beglücken und unsere Talente ans Tageslicht bringen wollen! Jede und jeder kann auf seine Art und Weise etwas beitragen, dass die Gemeinschaft wächst und gedeiht!