«Baue meine Kirche wieder auf!»
Nicht nur an den Heiligen Franziskus erging im Mittelalter die Botschaft: «Baue meine Kirche wieder auf!», sondern in diesen Zeiten ergeht sie auch an uns. Was könnte da besser passen, als inmitten der Kirchenbaustelle einen Gottesdienst zu feiern?
Gedacht, gesagt, getan!
Es folgte die herzliche Einladung zur „Abendmesse auf der Baustelle“… Würden Gläubige kommen? Ja, das Bedürfnis war da. Rund 70 Personen fanden sich ein. Stühle und Gesangbücher mussten zusätzlich heran transportiert werden. Der feine weisse Staub, der sich überall befindet, wurde aufgewirbelt.
Mit Bibel und Handwerkerkelle, entfalteten Pfarrer Marius und Diakon Felix ihre Dialogpredigt. Ist nicht auch unser Leben eine «Baustelle»? Bedingt nicht die äussere Rennovation unserer Kirche, auch eine innere Rennovation unserer selbst? Sind wir offen und flexibel genug, nicht nur das Gemäuer zu beleben, sondern uns selbst neu dem Evangelium auszusetzen?
Der grosse Kirchenraum bot eine einmalige Kulisse. Gerüste überall – fast glaubte man sich in einer Operninszenierung. An der Stelle, wo einst der Tabernakel eingebaut war, klafft ein Mauerloch. Auf dem aufgerissenen Boden freigelegte Kabel. Der Altar, improvisiert wie ein Werktisch. Der Charakter des «Vorläufigen» wurde in mehrfacher Hinsicht bedeutsam.
Andreas Schönenberger spielte Besinnliches und Beschwingtes am Keyboard. Doch es gab diese besonderen Momente der Stille: Wir alle inmitten dieser Grossbaustelle. Transformationsprozesse aushalten, auch wenn man das Endergebnis noch nicht kennt! Pfarrer Marius sprach auch davon, dass nicht alle Wunschvorstellungen erfüllt werden können. Eine jede, ein jeder stelle sich seine Kirche anders vor. Doch wären wir – mit Fokus auf Christus – nicht allein unterwegs. Schlussendlich sei ER es, der alles neu macht. Hier auf Erden ist es «nur» ein Beginn.
Wir sind dankbar um diesen «Zwischenhalt». Mit mehreren Segensgebeten, auch für die Bauarbeiter, Architekten, die Baukommission und alle Mithelfenden, ging diese lebendige Feier zu Ende.
10.7.22
Sabine Zgraggen