Eine Begegnung mit Jesus am Jakobsbrunnen
Erfahrungsbericht aus der Anbetungsnacht von Gründonnerstag auf Karfreitag
Wie das Jahr zuvor hat das Pfarrteam nach der Abendmesse und der Ölbergstunde der Kolpingfamilie zur Anbetung in der Nacht auf Karfreitag eingeladen. Dafür wurde der Pfarrsaal mit zwei brennenden Kerzen, der Monstranz und einem grossen Teppich mit Schemeln und Kissen zwischen den Stuhlreihen eingerichtet. Auch Teewasser und Früchte standen im Foyer bereit. Dass sich die ganze Nacht über Beterinnen für die Nachtwache von 22-8 Uhr morgens eingetragen haben, ist ein starkes Zeichen.
Wer der Einladung Jesu folgt und «mit IHM wacht», kann Momente erfahren, die aus der Zeit fallen. Es ist nicht so, dass hier «grosse Dinge» geschehen müssten, im Gegenteil: Wer ohne Erwartung kommt, selbst wenn er oder sie nur eine Pflicht erfüllten, wird gesegnet.
Umso überraschender, wenn sich still und leise eine innere Begegnung anbahnt.
Acht Viertelstunden vor dem Allerheiligsten
1
Ankunft: Ein Jahr ist wie im Flug vergangen. Ich denke: 1000 Jahre sind bei DIR wie ein Tag; und ein Jahr nur ein Atemzug. Und doch: Du bist wirklich der «ICH-BIN-DA». Du gehst nicht weg! Schönheit, Schlichtheit, Stille.
2
Sich bei DIR einzufinden heisst Atemholen. Es ist gar nichts anderes nötig, als ebenfalls nur da zu sein und zu atmen.
3
Wer ist wie du? Wer ist wie du? Es gibt keinen Trost sonst unter dem Himmel!
4
Ich sehe Jesus als Rabbi innerlich vor meinem geistigen Auge am Jakobsbrunnen vorne stehen. ER wartet in der Mittagsglut. Ich trete heran. Ich spreche IHN an: «Ich vermisse…», doch bevor ich alles aussprechen oder fragen kann, sagt ER mit ruhiger Stimme: «Schau in den Brunnen! Sieh wie tief er ist. So wie du den Boden nicht erkennen kannst, grösser und tiefer ist die Weisheit Gottes. Willst du da nicht vertrauen?»
5
Im persönlichen Zwiegespräch. Jesus sagt: «Segne die Kinder!»
6
Rabbi, es ist schön bei dir am Jakobsbrunnen. Doch ich möchte fragen: Bin ich auf dem richtigen Weg? Verfehle ich nicht das wahre Ziel? Er: «Sieh dich um. Was kannst du erkennen?» Ich schaue mich um: Eine beigefarbene Landschaft wie in Jerusalem. Da ist aber auch viel Weite rings herum und eine Art «Glanz». Alles erscheint in einem sanften Licht. Da bedeutet ER mir: «Du bist schon mitten in der ewigen Heiligen Stadt. Du bist schon geborgen – in MIR. Ich lasse dich niemals los.»
7
Rabbi: Jetzt möchte ich mit jenen zu dir kommen, mit denen ich Mühe habe. Als ich die Namen nenne sagt ER: «Gib ihnen vom lebendigen Wasser aus dem Brunnen». Einer nach dem anderen trinkt.
8
Auch von meinem Herzen fallen Steine. Das lebendige Wasser weicht die eigenen Verhärtungen auf. Ich möchte bleiben. Gar nicht mehr weg gehen. Doch Jesus zeigt in die Ferne: «Gehe dort hin, zum Turm. Dort hast du die Übersicht». Ich will gar nicht los, es ist so friedvoll bei IHM. Doch offenbar soll ich die Welt sehen, so wie es steht. Also gehe ich schweren Herzens zum Turm und steige hinauf. Was ich sehe, ist eine Welt in Drangsal…
Doch was soll ich da tun?
«Betet, meine Schwestern und Brüder». Betet.
Ein Gemeindemitglied.
7.4.23