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Christus geht – damit wir aufbrechen

Aktualisiert: 30. Mai

Predigt zu Christi Himmelfahrt

Pfr. Mike Qerkini, rechts, mit seinem Diakon
Pfr. Mike Qerkini, rechts, mit seinem Diakon

Pfr. Mike Qerkini kommt am 1. Juli als neuer Pfarradministrator nach Thalwil. An Christi Himmelfahrt, 29.5.2025, war er als "Aushilfe" schon mal tätig. Hier seine Predigt zum Nachlesen.


"Liebe Schwestern und Brüder

Wie gehen Sie persönlich mit dem Thema «Abschied nehmen» um? Ob wir uns von einem geliebten Menschen vor einer langen Reise verabschieden, ob wir das Elternhaus verlassen, aus einer vertrauten Gemeinschaft wie eine Firma ausscheiden - oder ob wir endgültig Abschied nehmen müssen am Grab eines Menschen: Immer endet etwas, was uns getragen hat. Abschied bedeutet Schmerz, Unsicherheit, manchmal auch Angst. Es ist, als ginge ein kleiner Teil von uns selbst verloren. Und doch: Jeder Abschied birgt auch einen Neubeginn. Denn loslassen heisst auch: frei werden für das Kommende. Nicht festhalten, sondern freigeben. Wer Abschied nimmt, steht oft an einem Wendepunkt. Abschied kann der Moment sein, in dem wir wachsen, reifen, Verantwortung übernehmen.


Das Hochfest Christi Himmelfahrt führt uns genau in diese geistliche Tiefe hinein. Die Jünger müssen Abschied nehmen – von Jesus, ihrem Meister, Gefährten, Freund. Drei Jahre lang hat er sie geführt, gelehrt, gestärkt. Sie haben seine Predigten gehört, seine Wunder gesehen, seine Kreuzigung erlebt, seine Auferstehung bezeugt. Und nach Ostern ist er ihnen nochmals leibhaftig-lebendig begegnet. Doch nun – am Ende dieser 40 Tage – zeigt Christus ihnen: Die Zeit seines sichtbaren Daseins unter ihnen geht zu Ende.

Das ist kein Bruch. Es ist ein Übergang. Eine Wende im geistlichen Weg. Nun sollen die Jünger selbst aufstehen. Aus Schülern sollen Zeugen werden. Aus Empfangenden sollen Gebende werden. Jesus entlässt sie – nicht in eine Leere, sondern in einen neuen Auftrag: «Ihr seid meine Zeugen – bis an die Grenzen der Erde.»


Und dann geschieht etwas Bewegendes: Während er sie segnet, wird er ihnen entzogen, erhoben in die Herrlichkeit des Vaters. Sein letzter Blick ist ein segnender. Seine letzte Geste eine Stärkung. Und dann – Stille. Leere. Die Jünger blicken nach oben, starr vor Staunen, vielleicht auch ratlos, verzagt. Und da rüttelt sie eine Stimme wach: «Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel?»


Diese Frage trifft auch uns. Denn oft stehen auch wir da, verloren in der Vergangenheit, verhaftet in alten Vorstellungen, starr auf den Himmel blickend – und übersehen die Gegenwart. Christi Himmelfahrt aber ruft uns auf den Weg. Nicht wegzuschauen, sondern loszugehen. Nicht in der Trauer zu verharren, sondern im Vertrauen zu handeln. Nicht auf das Sichtbare zu bauen, sondern auf die Kraft, die uns verheissen ist: den Heiligen Geist.

Die Jünger kehren zurück – hinab vom Ölberg, hinein in das pulsierende Jerusalem, in das Leben. Und das Evangelium sagt: Sie kehren VOLL FREUDE zurück? Warum? Weil sie wissen: Sie sind nicht allein gelassen. Christus ist nicht fern – er ist ihnen jetzt näher als je zuvor. Nicht mehr äusserlich sichtbar, aber innerlich gegenwärtig. In ihrer Gemeinschaft, in ihrem Beten, in ihrem Tun.


Das Hochfest Christi Himmelfahrt ist darum kein Fest der Abwesenheit, sondern ein Fest der neuen Gegenwart. Jesus bleibt – in anderer Weise. Geistlich. Tief. Kraftvoll. So erleben wir es besonders in den Heiligen Sakramenten. Und er bleibt nicht für sich: Er sendet seine Jünger; er sendet uns. In uns ist also Christus der Welt gegenwärtig. Durch uns will Christus gegenwärtig sein in dieser Welt.


Jetzt sind wir dran, liebe Schwestern und Brüder. Nicht mehr nur Zuschauer, sondern Zeugen. Nicht mehr nur Empfangende, sondern Träger seines Geistes. Aber wie geht das – Zeugin oder Zeuge des Himmels sein in einer Welt, die oft so bodenlos erscheint?

Es beginnt mit einem ehrlichen Blick auf unseren eigenen Glauben. Wo stehe ich? Ist mein Gottesbild lebendig – oder habe ich mich in ideologische Vorstellungen eingerichtet, die keine Nahrung geben? Wovon lebe ich wirklich? Christi Himmelfahrt lädt uns ein, unser Bild von Gott wachsen zu lassen: weiter, tiefer, freier. Es braucht Mut, von der eigenen Gotteserfahrungen zu sprechen. Und es braucht noch mehr Reife, nicht alles beim Alten zu belassen. Denn Glaubenswachstum beginnt immer zuerst bei mir. Ich kann nicht von anderen eine Erneuerung verlangen, wenn ich selbst nicht bereit bin, mich von Christus verwandeln zu lassen. Glaubensreife bedeutet, mit geistlicher Freiheit und Unterscheidung zu leben. Nicht nach dem Motto «Wie ich will», sondern offen für das «Wie er will». In der Taufe, in der Firmung, in jeder Eucharistie erfahren wir: Wir sind Gesegnete. Beschenkte mit dem Heiligen Geist. Nicht, weil wir perfekt wären, weil wir es verdient haben und darum auch ein Anrecht haben, sondern weil Gott mit uns Geschichte schreiben will – aus Liebe zu uns. Und das geht nur, wenn wir Christus Raum geben – dem Neuen, dem Geist, der weht, wo er will. Darum schenkt uns die Liturgie jetzt diese heilige Zwischenzeit – die Tage zwischen Himmelfahrt und Pfingsten. Eine Zeit der Erwartung, der Sammlung, der inneren Vorbereitung. Vielleicht ist es für uns eine Gelegenheit, eine persönliche Pfingstnovene zu leben: Eine geistliche Übung, in der wir ehrlich hinschauen – auf das, was uns nicht mehr trägt, auf das, was neu werden darf.


Denn nur wer geerdet lebt – mit beiden Beinen in der Wirklichkeit – kann auch vom Himmel sprechen. Unsere Pfarrei braucht Menschen, die aus dem Heiligen Geist leben. Nicht laut, nicht machtvoll – sondern mit geistlicher Tiefe, mit Herzlichkeit, mit Freude. Menschen, in denen Christus aufscheint.

Unsere Freude, unsere Liebe zu Christus wird den Himmel in unsere Pfarrei tragen – stückweise, tastend, aber echt.


Darum, liebe Geschwister: Christus ruft uns heute zur Reife. Er ruft uns, aufzubrechen. Er ruft uns, Zeuginnen und Zeugen seiner Gegenwart zu sein – heute, hier, in Thalwil. Die Kirche braucht solche Menschen. Unsere Welt braucht sie. Menschen, die nicht nur glauben, sondern aus dem Glauben leben.

Amen."



Der offzielle Begrüssungsgottesdienst von Pfr. Mike Qerkini wird am 13. Juli 2025, 10 Uhr, stattfinden. Wir freuen uns!


Fotos: Sabine Zgraggen



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